Mundart in Text und Gesang

Amüsanter Hoagarten mit den Haidhofsängern und zwei Autoren

HoagartenRettenbach. Der „Hoagarten“ war seinerzeit ein abendliches, gemütliches Beisammensein bei den Bauern in der Stube. Dort wurden Lieder gesungen, Volksmusik gespielt und Geschichten erzählt. Diesen Brauch ließ man in der Schule in Rettenbach anlässlich der 22. Bayerischen Mundarttage in Deggendorf neu aufleben. Helmut Wagner, Chorleiter der Haidhofsänger, begrüßte dort die rund 70 Gäste. Sein besonderer Willkommensgruß galt den beiden Mundartautoren Olga Hartmetz-Sager, langjährige Leiterin des Deggendorfer Mundartkreises, und Heinz Kobald aus München.
Dass der bairische Dialekt nicht untergehen darf, bekräftigte Olga Hartmetz-Sager. Wichtig ist es aber auch für sie, dass in den Schulen Hochdeutsch gelernt wird: „Kein verhunageltes Süddeutsch und kein norddeutsches Gemisch.“ Dialekt zu lernen und zu pflegen, sei Aufgabe des Elternhauses. Sie trug mit vielen Gesten und viel Mimik ihre Geschichten vor, und selbst das schlechte Licht konnte ihrem heiteren Vortrag nichts anhaben. Da ging es um die Mutter, die als Hauswirtschafterin gearbeitet hat und sich mit einem nicht allzu klugen Küchenmädchen beschäftigen muss. Um die Raunächte oder den „Zparifankerl“, dem sie bei der Nacht begegnet ist und der sich am anderen Tag als ein alter Baum herausstellte. Ihre Sprache und ihre Gestik verraten, wie viel Freude es ihr macht, mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht ihre Geschichten vorzutragen.
Passend dazu sangen die Haidhofsänger dazwischen Lieder. Da wurde vom Fridolin gesungen, vom „Suserl“ oder von der Bäuerin. Aber auch altbekannte Lieder wie „Tief drin im Böhmerwald“ oder „Woidbuama san ma mir“ standen auf dem Programm der Sänger. „Mucksmäuserlstill“ war es, als sie ihre Lieder vortrugen. Auf der Zither begleitet wurden die Sänger von Christine Stangl aus Bischofsmais, die kurzfristig für die beiden erkrankten Musiker der Haidhofsänger eingesprungen ist.
Autor Heinz Kobald erzählte von seinem Fahrradhändler, bei dem er gleich von der ganzen Familie bedient wird, oder von einem Kunstwerk, bei dem er nicht sagen kann, ob es eine Frau ist oder ein Mann. Aber auch über zwischenmenschliche Beziehungen machte er sich so seine Gedanken. „Wir kommen immer wieder gerne hierher nach Deggendorf, weil hier die Mundart noch sehr gepflegt wird“, darüber waren sich die Autoren einig. Mit einer musikalischen Zugabe der Haidhofsänger endete der Abend. − kle

Kopie PNP-Ausgabe Deggendorf vom 12.10.2012